Einzelzimmer
- 13m² Fläche
- inkl. Frühstück
- Bad mit WC, Dusche
- WLAN, TV, Deckenventilator, Insektengitter
heute „Hotel Radduscher Hafen“
Die Gaststätte gehört zu den ältesten Gebäuden in Raddusch und trug früher die Hausnummer 1. Das Wirtshaus wurde um 1542 als Lehmfachwerkhaus erbaut und war mit Strohdach versehen. Später wurde das Dach mit Schilfrohr (Reet) eingedeckt. Raddusch gehörte etwa seit 1503 zur Herrschaft Lübbenau, zum Standesherrn von der Schulenburg. In der Lübbenauer Chronik sind die Einwohner vermerkt, die als Vertreter der Dorfgemeinschaft den Untertaneneid ableisteten. Am 13.04.1702, so heißt es dort, hat "Christian Müller, der jetzige Schänker", den Untertaneneid fürs Dorf geleistet [16]. Diese Formulierung lässt vermuten, dass es vor Christian Müller schon einen anderen Gastwirt (und somit eine Gaststätte) gegeben haben könnte.
Um 1850 entstand die massive Grundform des Gasthauses und das Dach wurde mit Dachziegeln versehen. Das Gasthaus gehörte vor dem 18. Jahrhundert dem Lehngutsbesitzer (auch Halbgutsbesitzer genannt) Leopold Paulisch. Zu diesem Lehngut gehörte die 1794 errichtete Radduscher Ziegelei, 400 Morgen Land, zahlreiche weitere Gebäude im Ort sowie das Braurecht. Die umtriebige Wirtin Anne Marie Kemnitz brachte 1803 mehrmals Bier nach Leipe („Jank Kreppela") und zum Gasthaus Eiche (Matthes Matzk), obwohl sie dafür keine Konzession hatte. Eine Anzeige des Leiper Gastwirts Bestro brachte ihr und ihren Abnehmern Strafen ein, ihr wurde im Wiederholungsfall angedroht, die Schankgenehmigung entzogen zu bekommen.
Zum Gasthaus gehörte neben einer Fleischerei das Brauereigebäude. Hier wurde bis 1910 erst einfaches Bier, später Malz- und Lagerbier gebraut. Wegen der im Umkreis von Raddusch neu entstandenen Brauereien war die Konkurrenz zu groß geworden. Diese Brauereinen konnten das Bier billiger produzieren, so dass 1910 der Radduscher Braukrug seine Produktion einstellte. Den Namen Braukrug behielt die Gaststätte dennoch bis heute.
Das Gasthaus war wie überall auch in Raddusch Mittelpunkt des geistig-kulturellen Lebens. So auch in den Schicksalsjahren 1791 und 1878, als bei Feuersbrünsten große Teile des Ortes vernichtet wurden und die Einwohner hier eine erste Zuflucht fanden. Im Gasthaus tagte stets der Gemeindevorsteher mit seinen Vertretern. Vereine wie der Gesangverein Concordia (gegründet 1884), die Radfahrervereine Blitz und Solidarität (1902), die Freiwillige Feuerwehr (1908), der Turnverein (1926), der Kriegerverein (1925) und die NSPAP (1934) hatten den Braukrug als ihr Vereinslokal auserwählt.
Im Jahr 1924 gab es während einer Wahlveranstaltung eine Saalschlacht zwischen Kräften des national-konservativen Landbundes und Genossen der SPD. Der damalige Landrat hatte während einer hitzig geführten politischen Debatte seinen heißen Kaffee über politische Widersacher geschüttet. Ein Jahr lang mussten die Saalschäden der dadurch ausgelösten Prügelei zwischen Anhängern und Gegnern repariert werden.
Fritz Koal, Jahrgang 1923, erinnert sich: „Wir Kinder hatten damals in den 30iger Jahren unseren Turnunterricht im Saal. Nach jeder Stunde mussten wir die Geräte neben der Bühne verstauen. Turnlehrer war August Trebus, ein Radduscher. Von Vaters Erzählungen wusste ich, dass um 1920 unter der Bühne ein Waffenversteck entdeckt wurde. Wer die Waffen dort deponiert hatte, war wohl nie herausgekommen. Mit Beginn des Polenfeldzuges wurden im Hof der Gaststätte eilig Zäune aufgestellt und ein Gefangenenlager eingerichtet. Die polnischen Soldaten mussten tagsüber bei Radduscher Bauern arbeiten und wurden in dieser Zeit nicht bewacht. Silvester 1944 war ich nach einer Verwundung noch einmal in Raddusch. In einem separaten Raum der Gaststätte Böttcher feierten der Ortsführer und andere Größen des Dorfes den Übergang ins Jahr 1945. Mich, den Messerschmitt-Piloten, luden sie ein, mit ihnen zu feiern. So richtig Stimmung wollte angesichts der wachsenden Sorgen nicht aufkommen."
Um 1920 wurden mehrere Fremdenzimmer ausgebaut, um der gestiegenen Nachfrage, besonders aus dem Berliner Raum, gerecht zu werden. Der Umstand, dass Raddusch als einer der wenige Orte einen Bahnanschluss hat, wirkte sich positiv auf die Entwicklung des Tourismus im Ort aus.
Das Gasthaus hatte seit 1935 einen eigenen Schießstand, der bis 1945 vom Radduscher Kriegerverein und nach 1945 bis 1965 von der Ortsgruppe der Freien Deutschen Jugend (FDJ) gemeinsam mit der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) für das Kleinkaliberschießen genutzt wurde. Danach wurde der Schießstand beseitigt.
Der Braukrug blieb auch zu DDR-Zeiten kulturell-politisches Zentrum im Dorf. So nutzten das Lokal der Radduscher Chor, der Radduscher Sportverein, der Radduscher Dorfclub und die Domowina (Bund Lausitzer Sorben). Hier wurden Veranstaltungen, wie die Sängertreffen des Chores, die Jugend- und Männerfastnacht, Frühlings-, Sommer-, Weihnachts- und Silvestertanzveranstaltungen, Jahresvergnügen des Sportvereines, der Feuerwehr, des Dorfclubs, des Heimat- und Trachtenvereins sowie der Parteien und Massenorganisationen, Heimatabende, Preisskatabende und Landkinoveranstaltungen durchgeführt.
Einige Höhepunktveranstaltungen nach 1945 in der Gaststätte
Bewirtschafter bzw. Eigentümer nach 1945
Die Familie Böttcher (aus Krausnick stammend) führte das Haus bis 1948, Familie Mierke von 1948 bis 19561956). Ab 1956 gehört die Gaststätte der Konsumgenossenschaft Calau/Lübben mit den Verwalterfamilien Noack, Duschka, Weber, Schimangk, Ast und Ulbricht.
Joachim und Liselotte Ast leiteten die Gaststätte 1976 und waren in dieser Zeit bei der Konsumgenossenschaft angestellt. Liselotte Ast: „Wir bekamen vorher eine Einweisung in der Gaststätte Glaser in Göritz, mein Mann am Tresen und ich in der Küche." Sie hatten sich beworben, weil die Gaststätte in unmittelbarer Nachbarschaft liegt und somit der Weg zur Arbeit nur wenige Meter betrug. Für Lieselotte Ast verbanden sich auch Kindheits- und Jugenderinnerungen mit der Gaststätte: Sie sah heimlich den Erwachsenen beim Tanzen durchs Saalfenster zu und wusste stets sehr genau, wer mit wem wie oft tanzte. Den damaligen Besitzer Böttcher hat sie noch immer vor Augen: Im Sommer trug er stets eine Kornblume im Knopfloch. „Dort mal selbst Verantwortung zu übernehmen, diese Chance wollten wir uns nicht entgehen lassen", blickt Liselotte Ast zurück. Das, was für längere Zeit geplant war, endete dann schon nach einem Jahr: Die Arbeitsbedingungen waren zu schwierig, es durften nur Getränke ausgeschenkt und ein kleiner Imbiss gereicht werden. Lediglich zu Tanzveranstaltungen gab es Kartoffelsalat mit Bockwurst – eine kleine erlaubte Stärkung. Die Preise waren einheitlich und durften nicht verändert werden. „Das Bier kostete 48 Pfennig, das Pilsner 51 und die Bockwurst 85", weiß Joachim Ast heute noch. „Silvester gab es Sekt mit Ananas, das Glas für 3,50 Mark. Die Ananaskonserve wurde vom Obst- und Gemüsehandel Lübben zugeteilt." Die günstigen Preise für Alkohol sorgten für eine stets gut gefüllte Gaststube, allerdings auch immer mal wieder für eine angeheiterte Kundschaft. Sachbeschädigungen oder die eine oder andere handfeste Meinungsverschiedenheit unter den Gästen blieben da nicht aus. „So hatten wir uns das Gastwirtsleben nicht vorgestellt, deshalb gaben wir die Leitung wieder ab", blickt Liselotte Ast auf das Jahr mit den reichen Erfahrungen zurück. „Und ich habe die Radduscher näher kennengelernt, besonders hinsichtlich ihrer Trinkgeldgebaren: Von knausrig bis großzügig – Letzteres kam in Raddusch kaum vor!"
Von 1988 bis 1992 wird das Haus von der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) Göritz/Belten als LPG-Gaststätte betrieben. Nach der politischen Wende geht die Gaststätte in eine GmbH über, deren erster Geschäftsführer Andreas Choschzik ist. Die Gaststätte wird 1997 zum Hotel mit Bettenhaus umgebaut. Das „Hotel zum Spreewaldhafen" wird im Juni 1998 eingeweiht. Es hat nun 38 Doppel-, und 21 Einzelzimmer, Geschäftsführerin wird Marion Zirn.
Im Oktober 2010 erwirbt Torsten Seidel das Hotel. Er war schon Pächter des in der gleichen Straße gelegenen Radduscher Hofs und konnte somit die Konkurrenzsituation zu seinen Gunsten entscheiden. Seit dem führt das Haus den Namen "Hotel Radduscher Hafen", angeschlossen das Restaurant „Braukrug". Das Hafenhotel hat jetzt 9 Einzelzimmer, 52 Doppelzimmer, 2 Juniorsuiten, 1 Dreibettzimmer, 1 behindertengerechtes Zimmer und Aufbettungsmöglichkeiten.
Das Hotel hat eine Gaststube und ein Kaminzimmer mit jeweils 40 Plätzen, einen Gewölbekeller mit 40 Plätzen und einen Festsaal mit 200 Plätzen. In der Hotelanlage gibt es einen idyllischen Biergarten in Sichtweite zum Radduscher Kahnfährhafen. Ein Wintergarten ergänzt 2017 das Ensemble.
Ankommen, auspacken und wie zu Hause fühlen! Sie wohnen idyllisch und naturnah unweit des Radduscher Naturhafens. Wenn morgens über den Bäumen die Sonne aufgeht und zwitschernde Vögel den sonnigen Tag ankündigen, hält es auch den Langschläfer nicht mehr im Bett.